Ein Einstieg in das Thema Resilienz


Ursprung, Herkunft, Definition

Resilienz ist ein großes Thema, welches immer mehr an Präsenz gewinnt. Unternehmen stellen sich aktuell die Frage wie sie in eine endemische Normalität zurückkehren. Dabei sind die Fragen größer als die nach dem Anteil des Homeoffice. Das Homeoffice wird bleiben. Die Arbeit vor Ort jedoch auch. Es wird sich in Zukunft also um ein vermehrt hybrides Arbeitsmodell handeln. Diese Form der Arbeit braucht neue Skills und ist anstrengend. Digitale Tools kommen dazu, wir müssen an zwei unterschiedlichen Orten arbeiten, diese managen und miteinander vereinen. Neue Arbeitsformen und -modelle entstehen, unser Arbeitsplatz verändert sich. Infolgedessen wird unsere Resilienz verstärkt angefragt.


Ursprung der Resilienzforschung

Die Resilienzforschung fand ihren Ursprung auf der Insel Kaua’i, Hawai’i. Dort veröffentlichten die Forscherinnen Emmy Werner und Ruth Smith 1977 ihre 30-jährige Studie über die Entwicklung Jugendlicher in schwierigen Lebensumständen. Es stellte sich heraus, dass trotz erheblicher sozialer Beeinträchtigungen sich einige Jugendliche aus psychologischer und medizinischer Sicht besser als andere entwickelten. Die Forscherinnen interessierten die Ursachen dieser Beobachtung.


Warum waren einige Kinder widerstandsfähiger als andere?

Werner und Smith zufolge agieren resiliente Kinder eigenständig und verfügen über eine hohe Problemlösungskompetenz. Wesentliche Faktoren hierfür sind:

  • eine große Verbundenheit zu Vertrauenspersonen

  • ein religiöses Bewusstsein, das dem Leben Sinn und Bedeutung verleiht

  • eine optimistische Sichtweise

  • die Fähigkeit, sich selbst wieder aufzurichten


Sie kamen dabei zu dem Schluss: „Wenn wir diese Kompetenzen so gut wie möglich fördern und pflegen, haben wir ein grundlegendes Überlebenspaket, um jeglichen Widrigkeiten zu begegnen, die den menschlichen Geist belasten können.“

Damit war die Resilienzforschung geboren.


Kann psychische Widerstandkraft auch erblich bedingt sein?

Viele Wissenschaftler verneinen diese Aussage und geben an, dass sich diese erst im Verlauf des Lebens entwickelt. Jedoch entsteht sie durch ein komplexes Zusammenspiel vieler Faktoren, darunter auch einige, die angeboren sind. Mitbegründer des Deutschen Resilienz-Zentrums, Neurowissenschaftler Raffael Kalisch, nennt folgende erforderliche Eigenschaften:

  1. Intelligenz

  2. Optimismus

  3. Extraversion

Resilienz heute

Heute spielt der Begriff Resilienz besonders hinsichtlich der Bereiche der Anpassungsfähigkeit, Adaptabilität sowie im Rahmen digitaler Kompetenzen und großer Veränderungen eine zentrale Rolle. Daher ist Resilienz nicht nur im beruflichen, sondern auch im privaten Umfeld gefragt. Jedoch nimmt die Thematik aufgrund der sich im Wandel befindenden Arbeitswelt immer mehr Raum ein.

Dabei hat der Begriff einen lateinischen Ursprung: resilire = zurückspringen. In der Psychologie steht Resilienz heute im übertragenen Sinne für „Spannkraft“ „Elastizität“ – aber vor allem für „Widerstandsfähigkeit“.

Eine Definition

Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, selbst in schwierigen Lebenskrisen und nach schweren Schicksalsschlägen in der Lage zu bleiben, eigenständig, selbst bestimmt und angemessen auf die privaten oder beruflichen Herausforderungen zu reagieren.

In einem Artikel der Zeitung „Psychologie Heute“ beschreibt Autorin Manuela Lenzen Resilienz so: „Resilienz bezeichnete ursprünglich die Fähigkeit, Extremsituationen durchzustehen, ohne Schaden an der Seele zu nehmen. Inzwischen ist Resilienz zu einem Modewort geworden. Resilient ist, wer es ohne Burnout durch den Alltag schafft“. Experte Raffael Kalisch sagt dazu, dass sich Resilienz durchaus erlernen lässt. Dabei macht er jedoch klar, dass es sich hierbei um einen langfristigen Prozess handelt, auf den es sich einzulassen gilt.


Stressfaktoren heute

Feststeht, dass die Belastung in den letzten Jahren durch eine Vielzahl von Stressoren stark zugenommen hat. In Summe kommen alle Studien – obgleich mit einem weltweiten Blick oder mit einem Fokus auf die Arbeitssituation in Deutschland – zu ähnlichen Ergebnissen:

Treiber für die vermehrte Belastung sind (bis zu 22 %) digitale Werkzeuge sowie die oft (räumliche) Verbindung von Privat- und Berufsleben. Hinzu kommt die sogenannte „Arbeit um die Arbeit“. Hierzu zählen Tätigkeiten, die erledigt werden müssen, um sich den eigentlichen Aufgaben zu widmen.


Die Fragen, die sich hieraus für uns stellen, sind:

  • Wie können wir einen gesunden Umgang mit diesen Belastungen erreichen?

  • Wie können wir bei dieser fortschreitenden Belastung resilient bleiben, um angemessen mit anderen zu interagieren und zusammen zu arbeiten?

 
 

Um angemessen reagieren zu können, müssen wir jedoch zunächst Rahmenbedingungen schaffen. Zu diesen zählen:

  • Ausgeglichenheit

  • Ausreichender Schlaf

  • Ausreichende Versorgung, Essen und Trinken

  • Andere Menschen

  • Zeit


Dabei sind Reaktionen immer Entscheidungen. Viktor Frankl würde in diesem Zusammenhang sagen:

„Das Leben fragt uns nach Antworten.“

Auf welche Herausforderungen wir auch immer treffen: Es liegt an uns, wie wir auf sie reagieren und wie wir sie interpretieren. Dies ist ein interner Vorgang, wir haben immer die Wahl wie wir Ereignisse für uns deuten – mit einer positiven oder negativen Einstellung.

Dabei ist es jedoch essenziell, dass wir uns genügend Zeit einräumen, um angemessen reagieren und die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Blockieren Sie sich daher wöchentlich Zeiten, in denen Sie über anstehende Herausforderungen reflektieren. Schon dies ist ein erster Schritt in Richtung mehr Resilienz, da Sie sich mit dieser Vorgehensweise selbst die Möglichkeit geben angemessen auf Situationen zu reagieren.

Ausreichend Zeit für Selbstreflexion ist sowohl für uns Individuen als auch im Kollektiv essenziell. Es ist Teil der Selbstführung und zugleich die Ausgangsbasis, mit welcher Intention und Qualität der Selbstwahrnehmung wir in soziale Interaktionen gehen. Je klarer unser Bild von uns, umso größer die Möglichkeit, dass wir sinnvoll und wirksam mit anderen umgehen.

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